TOTAL RECOURSE – IM LAUF DER DINGE
Bis 22. September 2019 /
Until 22nd of September 2019
Öffnungszeiten: Freitags 13 bis 20 Uhr | Samstags 11 bis 20 Uhr | Sonntags 11 bis 18 Uhr /
Opening Hours: Friday 13.00 until 20.00 | Saturday 11.00 until 20.00 | Sunday 11.00 until 18.00
Ehemaliges Siemensgelände | Zufahrt gegenüber Moosstraße | Schildern folgen | Bücklestraße 1-5 | Gebäude 5 | Halle 5 | 78467 Konstanz
Bis 22. September 2019 / Until 22nd of September 2019
Eröffnung 27. Juni 2019
Opening 27th of June 2019
Grußworte: Dr. Andreas Osner | Kulturbürgermeister Stadt Konstanz
Einführung: Richard Tisserand | Kunstraum Kreuzlingen
Gefördert durch den Kulturfonds der Stadt Konstanz.
Unterstützt durch die Werner und Erika Messmer Stiftung Radolfzell und die Sparkasse Bodensee
Gesponsert durch Alexander Bürkle. Bruder Werbung Allensbach, Stadtwerke Konstanz
Mitarbeit: Stereomorph (Software, Grafik), Janosch Blummer (Assistenz)
TOTAL RECOURSE – IM LAUF DER DINGE
"Das Gleis verspricht die Entgleisung, die es zu verhindern vorgibt."
Marcus Steinweg, „Splitter“, Berlin 2017
Mit seiner Arbeit "Total Recourse - Im Lauf der Dinge" fasst Boris Petrovsky gleichermaßen das große Ganze, das System oder die Struktur von Bewegung und Bewegungen in den Blick, setzt sich aber im gleichen Zug auch mit den mikrokosmischen Kippmomenten auseinander. 22 Containerwagen fahren selbsttätig mit Abstand auf einer in sich verschlauften Schienen-Endlosschleife und begegnen sich äußerst knapp auf der Kreuzung. Die Installation, ein „gebauter Film“, füllt eine Fabrikhalle, ein ehemaliges Prüffeld für Großrechenanlagen der informationsverarbeitenden Industrie der 60er und 70er Jahre in Konstanz. "Wenn vom “Lauf der Dinge“ gesprochen wird, geht es ins Herz (in die Prozesse und Prozessoren) der Feedback- und Selbstreflexionsschleifen. Das heißt: Im Verlangen nach Störungsfreiheit der Systeme, nach größtmöglicher Ab- und Versicherung bei Steuerung in Echtzeit und allumfassender Regelung, scheinen sich Innen und Außen, Anwesenheit und Abwesenheit, Nähe und Ferne – Utopien und Dystopien übergangslos ineinander zu verstülpen." Doch welche Wirklichkeiten sind “wirklicher“ als andere? Für Petrovsky rückt der Faktor Zeit innerhalb der Analyse von Bewegung mehr und mehr ins Zentrum: "Endlosigkeit ist eine Frage des Zeitbegriffs. Heute, gestern und morgen sind zu einem Zeitkomplex verstülpt. Die ablaufende Zeit, “Chronos“, und der Moment einer Gelegenheit, “Kairos“ scheinen hier ineinander verschränkt zu sein: Die Zukunft kommt hier vor Gegenwart und alles ist absehbar, voraussehbar, und doch auch wieder nicht, und immer alle machen mit. Wort und Bild sind wie kurzgeschlossen, zirkulieren und ringen dabei miteinander." Der Lauf besitzt einen implizierten Unterboden. Tiefe bedeutet, in einen Abgrund zu schauen, auch eine Bodenlosigkeit tut sich auf, auch Kontingenz, Unsicherheit. Ein fliegender (Gleis-)Teppich entsteht... Hier wird klar: selbst das komplexeste System kann durch eine einzige Unschärfe in sich zusammen fallen. Mehr noch: Der Unfall gehört immer implizit zum System - wenn auch nur als hinterlegte Wahrscheinlichkeit. An diese Überlegungen anknüpfend eröffnet "Total Recourse" eine Vielzahl neuer Perspektiven in Form konkreter und unkonkreter Räume. Ist es eine Bedeutungsaufladungsmaschine, eine Wunschmaschine, eine Verteileranlage in einem Versandzentrum, eine Modelleisenbahnanlage, eine Ausstellung von Kunst, eine Industriemesse, ein Jahrmarkt? Sind es Modelle von Wirklichkeit oder ist es schon Wirklichkeit? Wie läuft es mit “Der Lauf der Dinge“ (Fischli und Weiss) im Lauf der Dinge?